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Minimales reaktives System

In BW1 wird angenommen, daß die Knowbots zumindest über eine Sensorik und eine Effektorik verfügen können.

Die Sensorik ist beschränkt auf die Sinnesarten `Hören', `Riechen', `Tasten' und `Schmecken' ( Das Sehen wurde für BW1 ausgeklammert). Die Wertverläufe, die die Sensoren in das `Innere' des Knowbot übermitteln, werden dort zunächst in einem 3-dimensionalen sensorischen Plan unter Bewahrung ihrer Topologie aufbereitet. Von hier aus stehen sie zur weiteren Verwendungen zur Verfügung.

Die Effektorik basiert auf einer endlichen Menge von Elementar-Handlungen (Gehen, sich drehen, die Hände bewegen, etwas fassen, etwas aus der Hand geben, essen, trinken, schlafen, Paarungsverhalten, spielen), die parametrisiert werden können.

Mehrere solcher Elementarhandlungen können zu komplexen Handlungen zusammengefaßt werden, wobei die Parametrisierungsbedingungen erhalten bleiben. In BW1 wird angenommen, daß jeder Knowbot `von Geburt an' über eine Reihe von vorgefertigten Verhaltensschemata verfügt, die basale Verhaltensweisen wie Nahrungssuche, Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung und Flucht sicherstellen. Ein Verhaltensschema ist eine Menge von Verhaltensregeln, wobei jede Verhaltensregel ein Bi-Konditional der Art darstellt: ZIEL Z kann erreicht werden genau dann, wenn BEDINGUNG B1 ist erfüllt & ... & BEDINGUNG Bn ist erfüllt. Der linke Teil der Regel heißt ihr `Kopf' und der rechte Teil ihre `Bedingung'. Im allgemeinen Fall kann im Kopf mehr als ein Ziel genannt werden und in der Bedingung können auch Disjunktionen (oder) auftreten. Der `Schema'-Charakter vonVerhaltensregeln entsteht dadurch, daß als Argumente der Ziele und Bedingungen auch Variablen auftreten können. Ein solcherart gegebenes Verhaltensschema steht dann für eine ganze Menge möglicher konkreter Verhaltensregeln, je nachdem, welche konkreten Werte für die Variablen eingesetzt werden dürfen.

Zur Effektorik gehört auch eine einfache motorische Planung, die die Aktivierung der jeweiligen Verhaltenschemata vornimmt und die Koordinierung der auszuführenden Handlungen überwacht. Dazu gehört sowohl die Verwertung der Rückmeldungen von der Sensorik wie auch die Umsetzung der `Tendenzvorgaben' der emotionalen Steuerungseinheit.

Die Emotionen bilden zusammen mit diversen Körperzuständen eine dritte Basiskomponente. Zu den Körperzuständen gehören `Energiebilanz', `Flüssigkeitsbilanz', `Wach-/Schlafzustand'. Zu den Emotionen werden Triebe gerechnet (Hunger, Durst, Müdigkeit, sexuelles Verlangen, Spielverhalten), Schmerzen, Angst sowie ein nicht weiter definierter `emotionaler Gesamtzustand'. Diese Komponenten beeinflussen sich gegenseitig, wobei der emotionale Gesamtzustand die `Führungsrolle' hat und die Triebe wie auch die Schmerzen ihn je nach aktueller Stärke `übertönen' können.

Für jede Emotion gibt es Aktivatoren oder Deaktivatoren. Hunger wird z.B. durch eine negative Energiebilanz aktiviert, und durch Nahrungsaufnahme - in Abhängigkeit von der Beschaffenheit der Nahrung - deaktiviert.

Zu jedem Zeitpunkt gibt es immer eine Emotion, die `dominant' ist. Diese beeinflußt den Planer bei der Gestaltung seiner Handlungspläne. Wechseln die Emotionen, dann führt dies u.U. auch zur Unterbrechung laufender Handlungen bzw. zur Wiederaufnahme eines vorher unterbrochenen Planes.

Die motorische Planungseinheit wird somit vollständig von dem aktuellen emotionalen Zustand dominiert, falls es nicht gerade einen Verhaltensplan gibt, der eine noch `höhere' Priorität hat.

Die Körperzustände werden sowohl von Handlungen wie auch von sensorischen Ereignissen beeinflußt und sie wiederum beeinflussen die Emotionen.

Bild: Reaktives System
Bild 3: BW1 - REAKTIVES SYSTEM

Die Gesamtheit dieser Basiskomponenten bildet das, was in BW1 ein reaktives System genannt wird (vgl. Bild 3), d.h. dieses Komponenten bilden für sich genommen schon eine funktionsfähige Einheit, die in der Lage ist, sich in der Welt zu bewegen und sich notdürftig mit Nahrung zu versorgen. Zu diesem reaktiven System können jetzt weitere Komponenten hinzutreten, um es zu modifizieren.


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© 1995 Gerd Döben-Henisch, INM Frankfurt