CHAPTER III: Preparation of the Scene


'95-Knowbot

(The english version is only a rough representation of the content of the german text)


KAPITEL III: Aufbau des Szenariums



AUTHOR: Gerd Döben-Henisch
COAUTHOR: Joachim Hasebrook
DATE OF FIRST GENERATION: Jan 21, 1998
DATE OF LAST CHANGE: Jan 26, 1998
ADDRESS: INM - Institute for New Media, Frankfurt, Germany
EMAIL: doeb@inm.de
URL: INM
Copyright (c) Gerd Döben-Henisch
STATUS: Work in Progress
COOPERATION: Everybody is invited to share the discussions, to contribute with own ideas. The authors decide whether such contributions are accepted for incorporation in the final version.

    Goal of the book is the construction of the human language behavior.

    Ziel dieses Buches ist die Konstruktion eines konkreten Computermodells, das das menschliche Sprachverhalten in allen wichtigen Eigenschaften prinzipiell und verbindlich nachbilden soll.


  1. Computermodell [CM := COMPUTER_MODEL]
  2. Sprachverhalten [LNG_BEHAV := LANGUAGE_BEHAVIOR

    The relation between the computer model and the language behavior should not be arbitrary.

    Die Verbindlichkeit der Beziehung zwischen den Eigenschaften des Computermodells und den 'realen' Eigenschaften des menschlichen Sprachverhaltens soll über den Umweg einer sprachlichlichen Beschreibung des menschlichen Sprachverhaltens vermittelt werden. Da sich später zeigen läßt, daß sich der Aufweis einer 'eindeutigen' Beziehung zwischen dem Text und dem Computermodell vergleichsweise einfach erbringen läßt, soll hier zunächst nur der Aufweis einer 'verbindlichen' Beziehung zwischen dem zu beschreibenden Sprachverhalten und dem Text weiter bedacht werden.


  3. sprachlichlichen Beschreibung [TXT := TEXT]

  4. SOUND(TXT, LNG_BEHAV)
  5. BIJECTIVE(TXT, CM)

    Three different approaches

    Eine Diskussion darüber, ob und inwieweit zwischen einem Text und einem zu beschreibenden menschlichen Sprachverhalten eine 'Verbindlichkeit' besteht, wird davon abhängen, wie die Beziehung zwischen einem Text und einem vom Text zu unterscheidenden Sachverhalt gesehen wird. Im Folgenden werden - stark verkürzt - drei typische 'Sehweisen' vorgestellt, die alle drei möglich sind und die alle drei ihre eigene 'Logik' besitzen, ohne daß man sagen könnte, daß sie sich widersprechen. Sie illustrieren einfach drei unterschiedliche Blickweisen.

    Naive Realism

    Objects in a space-time-world. Humans have a perception of this world and can act upon it.

    Naiver Realismus

    Die erste Sehweise bekommt das Label Naiver Realismus. Der naive Realismus geht davon aus, daß es Sinn macht, Menschen anzunehmen, die in einer Raum-Zeit-Welt zusammen mit anderen Objekten vorkommen. Objekte in dieser Welt besitzen Eigenschaften, können sich ändern und stehen miteinander in diversen Beziehungen: räumlichen, zeitlichen, komparativen usf. Menschen haben in der Regel eine sinnliche Wahrnehmung der sie umgebenden Situation und sind normalerweise auch in der Lage, auf diese körperlich einzuwirken. Gegenstände und Verhältnisse in der Raum-Zeit-Welt gelten als objektiv. Dazu gehören auch Ereignisse, die sich Folgen von 'zusammenhängenden' Änderungen auffassen lassen.


  6. Menschen [HUM := HUMAN]
  7. Raum-Zeit-Welt [ST_WORLD := SPACE_TIME_WORLD]
  8. Objekt [OBJ := OBJECT]
  9. Eigenschaft [PROP := PROPERTY]
  10. ändern [CHANGE]
  11. Beziehung [REL := RELATION]
  12. Sinnliche Wahrnehmung [S_PERC := SENS_PERCEPTION]
  13. Umgebenden Situation [SIT := SITUATION]
  14. körperlich einwirken [ACT]
  15. Objektiv [OBJECTIVE]
  16. Ereignis [EVENT]

  17. HUM c OBJ
  18. OBJ(x) iff x = <PROP,R_OBJ,A_OBJ>
  19. CHANGE: OBJ x SP_WORLD ---> OBJ x SP_WORLD
  20. REL c pow(OBJ)^n
  21. SIT c ST_WORLD
  22. OBJ c SIT
  23. ACT: OBJ ---> ST_WORLD
  24. OBJECTIVE(x) iff x in ST_WORLD
  25. EVENT = {t| TUP(t) & rn(t) c pow(OBJ) x SIT & (A:i,j)(i,j in dm(t) & j =i+1 => CHANGE(t_i) = t_j)}


    Humans can be aware of what they perceive and of their acts; in this sense they have a consciousness. Most of the processes in the human body are not reflected in the consciousness. The content of the consciousness is subjective. Für einen naiven Realist gilt ferner, wenn auch schwächer, daß der sinnlichen Wahrnehmung sinnliche Wahrnehmungsinhalte korrespondieren. Damit zusammen gilt die Annahme, daß sich Menschen dessen, was sie wahrnehmen und was sie tun, normalerweise bewußt sind, d.h. man unterstellt, daß Menschen ein Bewußtsein haben, wobei dasjenige, 'dessen sie sich bewußt sind', den Inhalt des Bewußtseins bildet. Das, was uns bewußt ist, ist auch ein Teil dessen, was wir wissen. Allerdings weiß man heute, daß sich ein solche Form von Bewußtheit nur mit einem kleinen Teil jener Prozesse und Zustände verbindet, die sich am und im menschlichen Körper 'feststellen' lassen. Verglichen mit den Objekten der Raum-Zeit-Welt sind aber sämtliche Bewußtseinsinhalte nicht objektiv, sondern subjektiv, d.h. nur demjenigen zugänglich, in dessen Bewußtsein sie auftreten.


  26. Sinnliche Wahrnehmungsinhalte [SP_CONT := SENSORIC_PERCEPTUAL_CONTENT]
  27. sich bewußt sein von [BEING_AWARE_OF]
  28. Bewußtsein [CONSC := CONSCIOUSNESS]
  29. Bewußtseinsinhalt [C_CONT := CONTENT_OF_CONSCIOUSNESS]
  30. etwas wissen [KNOW_SOMETHING]
  31. Menschlicher Körper [H_BODY := HUMAN_BODY]

  32. S_PERC: ST_WORLD ---> SP_CONT
  33. H_BODY c OBJ
  34. SP_CONT c C_CONT
  35. CONSC(x) iff <C_CONT, R_C_CONT, A_C_CONT >
  36. CONSC(x) iff << H_BODY, CONSC >, R_HUM, A_HUM >
  37. KNOW_SOMETHING(x,y) iff HUM(x) & y in C_CONT_x
  38. SUBJECTIVE(x) iff x in C_CONT & ~OBJECTIVE(x)


    Using expression material a speaker can realize a language expression as an utterance. Objects in the world which are signified by an language expression are called denotata, otherwise designata. The meaning of an expression can here be identified with the value of the signification. Menschen, die eine Sprache sprechen, treten normalerweise sowohl als Sprecher wie auch als Hörer auf. Sprachliches Handeln findet durch sprachliche Äußerungen statt, die mittels Ausdrucksmaterial realisiert werden. Sprachliche Ausdrücke, die eine objektive Gegenheit X in der Raum-Zeit-Welt bezeichnen, haben in X einen objektiven Referenten, ein Denotat, sie denotieren das X. Sprachliche Ausdrücke, die sich auf eine subjektive Gegebenheit Y beziehen, bezeichnen auch etwas; dieses subjektive Y wird dann als Designatum bezeichnet oder einfach als Designat. Sprachliche Ausdrücke mit einem subjektiven Referenten Y designieren Y. Eine allgemeine Bezeichnungsfunktion würde dann darin bestehen, daß Sprecher-Hörer in bestimmten Situationen bestimmten sprachlichen Ausdrücken bestimmte Referenten zuweisen. Eine Möglichkeit, in diesem Kontext sprachliche Bedeutung zu definieren besteht darin, die Bedeutung eines Ausdrucks mit dem Wert der Bezeichnungsfunktion dieses Ausdrucks, nämlich seinen Referenten (subjektiven wie objektiven), gleichzusetzen. Die Umkehrung der allgemeinen Bezeichnungsfunktion von Referenten, Sprechern-Hörern, Weltgegebeneiten zu sprachlichen Ausdrücken wäre dann eine allgemeine Artikulationsfunktion.


  39. Sprache [LNG]
  40. Sprecher [SPEAKER]
  41. Hörer [HEARER]
  42. Sprachliche Äußerungen [UTTERANCES]
  43. Ausdrucksmaterial [LNG_EXPR := LANGUAGE_EXPRESSIONS]
  44. Referenz [REFERENCE]
  45. denotieren [DENOTE]
  46. Denotat(um) [DENOTATUM]
  47. designieren [DESIGN]
  48. Designat(um) [DESIGNATUM]
  49. Abstrakt [ABSTRACT]
  50. bezeichnen [SIGNIFY]
  51. Bedeutung [MEANING]
  52. artikulieren [ARTICULATE]

  53. {SPEAKER, HEARER} c OBJ
  54. UTTERANCE c EVENT
  55. LNG_EXPR c OBJ
  56. TXT c LNG_EXPR
  57. REFERENCE c OBJ u C_CONT
  58. SIGNIFY: LNG_EXPR x SPEAKER u HEARER x SP_WORLD ---> REFERENCE
  59. MEANING = rn(SIGNIFY)
  60. ARTICULATE: SPEAKER u HEARER x REFERENCES x SP_WORLD ---> LNG_EXPR
  61. DENOTE: LNG_EXPR ---> DENOTATUM
  62. DESIGN: LNG_EXPR ---> DESIGNATUM
  63. DENOTATUM c ST_WORLD
  64. DESIGNATUM c C_CONT

    The signifying function is a relation between an expression, a speaker-hearer, and some referents. As such is this relation no object of the space-time-world, it exists only in the consciousness of the speaker-hearer. Real objects are connected to this relation by perception. Es wird hier deutlich, daß das Bezeichnen eine Beziehung meint die zwischen einem sprachlichen Ausdruck, einem Sprecher-Hörer sowie dem zugehörigen bedeutungscharakterisierenden Referenten besteht. Diese Bezeichnungsrelation ist kein Objekt! Als Beziehung kann sie nur im Rahmen des Bewußtseins eines Sprechers-Hörers als Bewußtseinsinhalt bestehen. Die im Wissen aufweisbaren charakteristischen Merkmale wären in diesem Falle einerseits eine Repräsentation des benutzten sprachlichen Ausdrucks sowie eine Repräsentation des Referenten sowie jene Merkmale, die die Art der Beziehung zwischen den Referenten repräsentieren. Objektive Referenten, also Denotate, wären dann über die sinnliche Wahrnehmung und den korrespondierenden bewußten Wahrnehmungsinhalten mit solchen bewußten Repräsentanten von Referenten verknüpft. Sprachliche Bedeutung wäre dann einzuschränken auf die bewußtseinsmäßigen Repräsentationen von Referenten, die sich generell mit anderen Bewußtseininhalten in Beziehung setzen lassen, insbesondere natürlich auch mit sinnlichen Wahrnehmeungen von Objekten.


  65. bewußtseinsmäßige Repräsentation von [CONSC_REPR_OF := CONSCIOUS_REPRESENTATION_OF]
  66. REFERENCE2
  67. SIGNIFY2
  68. MEANING2
  69. ARTICULATE2
  70. DENOTATUM2
  71. DENOTE2

  72. CONSC_REPR_OF: X ---> C_CONT
  73. REFERENCE2 c CONSC_REPR_OF(OBJ) u C_CONT
  74. SIGNIFY2: LNG_EXPR x SPEAKER u HEARER x SP_WORLD ---> REFERENCE2
  75. MEANING2 = rn(SIGNIFY)
  76. ARTICULATE2: SPEAKER u HEARER x REFERENCE2 x SP_WORLD ---> LNG_EXPR
  77. DENOTATUM2 c CONSC_REPR_OF(SP_WORLD)
  78. DENOTE2: LNG_EXPR ---> DENOTATUM2

    The concept of 'language' too represents not a definite object in the world but is a complex knowable relation, an abstract concept.

    In diesem Kontext bezeichnet der Begriff 'Sprache' keine objektive Gegebenheit der Raum-Zeit-Welt, sondern er unterstelltt einen 'Wirkzusammenhang', nämlich die Art und Weise, wie verschiedene Sprachteilnehmer in unterschiedlichen Situationen sprachliche Ausdrücke benutzen. Deswegen repräsentiert der Begriff 'Sprache' hier ein abstraktes Konzept, das neben objektiven Tatbeständen auch auf gewußte Beziehungen, also subjektive Gegebenheiten, rekurriert, durch die die einzelne isolierte Aspekte miteinander in jenem charakteristischen Zusammenhang stehen, durch den sie das repräsentieren, was für die Sprecher-Hörer das 'Wesen' von Sprache ausmacht.


  79. abstrakt [ABSTRACT]

  80. ABSTRACT(x) iff DESIGNATUM(x)


    Physiological Constructivisme

    Neuropsychology tells us that there is a high correlation between the conscious states and the physiological states of the body, more precise, with the states of the brain.
    Physiologischer Konstruktivismus

    Die Ergebnisse der Neuropsychologie legen die Arbeitshypothese nahe, daß die bewußten Zustände mit den physiologischen Zuständen des Körpers korreliert werden können, ja, noch genauer, mit jenen Zuständen und Prozessen, die dem Gehirn zuzurechnen sind, also mit den Gehirnzuständen. Die Zustände des Körpers sind dabei von den Gehirnzuständen zu unterscheiden. Der menschliche Körper ist dann grob strukturiert durch das Gehirn und durch den das Gehirn umgebenden Körper. Die Bewußtseinsinhalte sind in objektiver Sehweise allerdings nur verfügbar durch diverse Manifestationen sprachlicher (oder nichtsprachlicher, als solche aber reduzierbar auf sprachliche Repräsentationen) Art, die von den Beteiligten als Hinweise auf Bewußtseinszustände interpretiert werden.


  81. Physiologischen Zuständen [PHYS_IS := PHYSIOLOGICAL_INNER_STATES]
  82. Gehirn [BRAIN]
  83. Gehirnzuständen [BRAIN_IS := BRAIN_INNER_STATES]
  84. Körper [BODY]
  85. Zustände des Körpers [BODY_IS]
  86. interpretiert [INTP := INTERPRET]

  87. PHYS_IS u C_CONTc IS
  88. C_CONT cut PHYS_IS = 0
  89. BRAIN_IS c IS
  90. BODY_IS cut BRAIN_IS = 0
  91. HUM2(x) iff x = <<H_BODY, TXT >, R_HUM2, A_HUM2>
  92. H_BODY(x) iff x = <<BODY, BRAIN >, R_H_BODY, A_H_BODY>
  93. BODY(x) iff x = <BODY_IS, R_BODY, A_BODY >
  94. BRAIN(x) iff x <BRAIN_IS, R_BRAIN, A_BRAIN >
  95. INTP = SIGNIFY

    To overcome the dualism of mind and matter one has to assume that the conscious states are - from a more general point of view - identical with certain physiological states seen from the brain itself. This is not a reduction of mind to matter! Will man bei dieser Faktenlage nicht in einen schwer auflösbaren Dualismus von 'Materie' (:= physiologische Substanz des Körpers) und 'Geist' (:= die mit Bewußtsein verknüpften inneren Zustände eines Menschen) verfallen, besteht eine mögliche Lösung darin, die Arbeitshypothese zu bilden, daß die sogenannten geistigen inneren Zustände nichts anderes sind als bestimmte physiologische Zustände des Gehirns, allerdings 'aus der Sicht des Gehirns selbst', d.h. 'Gehirnzustände aus der Innensicht des Gehirns'. Welche der vielen Gehirnzustände in diesem Sinne als geistige bzw. bewußte Zustände zu qualifizieren wären, müßte durch Rückgriff auf die 'Selbsterfahrung des Menschen' (siehe weiter unten) bestimmt werden. Diese Arbeitshypothese soll hier die Bewußtsein-ist-Gehirn-Hypothese genannt werden. Von ihr wird im Folgenden Gebrauch gemacht. Diese Arbeitshypothese erlaubt es allerdings nicht, die geistigen Zustände einfach auf die Gehirnzustände zu 'reduzieren'. Dies rührt daher, daß die methodischen Zugänge zu diesen beiden Objektmengen (epistemisch) verschieden sind. Man kann diese beiden Objektmengen daher nur 'korrelieren' und ihre jeweiligen Strukturen auf metatheoretische Weise miteinander vergleichen.


  96. Geistige innere Zustände [MIND_IS := MIND_INNER_STATES]
  97. Bewußtsein-ist-Gehirn-Hypothese [CBH := CONSCIOUSNESS_IS_BRAIN_HYPOTHESIS]

  98. MIND_IS = C_CONT
  99. BRAIN(y) & CONSC(z) => (E:x)( PART_OF(x,y) & ISOMORPH(x,z) )


    The brain has no direct 'knowledge' of world states. The only way of 'telling the brain some fact' is to cause some brain states through a 'causal chain' starting with world events, inducing changes in the body and then inducing changes in the brain. Nach diesen Überlegungen 'kennt' das Gehirn nur seine eigenen Zustände und 'weiß' von irgendwelchen Objekten 'außerhalb seiner selbst' garnichts. Daß es in der Raum-Zeit-Welt gerade 'hell' ist und nicht 'dunkel', 'warm' und nicht 'kalt' usf. ist für das Gehirn nur 'wißbar', wenn diese Zustände der Raum-Zeit-Welt dazu führen, daß es eine 'funktionale Abhängigkeit' zwischen irgendwelchen Weltzuständen S und physiologischen Zuständen S' des Körpers gibt, die wiederum in einer funktionalen Abhängigkeit mit bestimmten Gehirnzuständen S'' stehen müssen. Ist dies der Fall, dann fungieren die Gehirnzustände S'' als 'Repräsentanten' für die 'verursachenden' Weltzustände S. Nur auf diese sehr indirekte, vermittelte Weise kann ein Gehirn etwas von den Vorgängen in der Raum-Zeit Welt des naiven Realisten wissen. Im Folgenden soll solch ein funktionaler Zusammenhang zwischen einem Raum-Zeit-Ereignis S und dem davon abhängigen physiologischen Körperzustand S' Stimulation genannt werden. Der Zusammenhang zwischen S' und S'' soll physiologische Wahrnehmung heißen.


  100. Stimulation [STIM := STIMULATION]
  101. Physiologische Wahrnehmung [PHYS_PERC := PHYSIOLOGICAL_PERCEPTION]

  102. STIM: ST_WORLD ---> BODY_IS
  103. PHYS_PERC: BODY_IS ---> BRAIN_IS
  104. S_PERC = STIM o PHYS_PERC o CONSC_REPR_OF


    The brain does creatively construct more general models out of single events. Thus for the brain consists the world of brain events embeded in self-constructed models. Das Gehirn 'verarbeitet' mögliche Stimuli S'' nicht nur 'einfach' '1-zu-1', sondern 'ordnet' sie in abstrakte, allgemeinere Gehirn-Schemata bzw. Gehirn-Modelle 'ein'. Der visuelle Reiz S eines Vierecks ist als Gehirnereignis S'' nicht nur einfach ein Viereck, sondern ein 'Schachbrett' oder ein 'Fenster' oder eine 'Tischplatte' oder .... Man könnte auch sagen, das Gehirn ist 'kreativ', es ist 'konstruktiv', d.h. es konstruiert aus Anlaß von Einzelereignissen S'' allgemeinere Modelle, 'in die' solche Einzelereignisse S'' 'hineinpassen'. Von daher legt sich die Formulierung nahe, zu sagen, daß die Welt aus Sicht des Gehirns (1) in jenen Gehirnereignissen S'' besteht, die 'von außerhalb des Gehirns' durch Stimulation und/oder physiologische Wahrnehmung in das Gehirn 'funktional hineingekoppelt' werden und (2) aus jenen Gehirnmodellen, die das Gehirn selbsttätig konstruiert.


  105. Gehirn-Modelle [BRAIN_MOD := BRAIN_MODEL]

  106. BRAIN: BRAIN_IS x BRAIN_MOD ---> BRAIN_MOD


    A conscious state can internally be represented from a brain by one brain state x representing another brain state y. Hält man an der CBH-Hypothese fest, dann können die bewußten Zustände in einer metatheoretischen Überlegung sowohl mit einem Teil der Gehirnzustände identifiziert werden als auch mit einem Teil der Gehirn-Modelle, sofern beide von anderen Gehirnzuständen 'wahrgenommen' werden. Damit ist gemeint, daß in einer notwendigen Bedingung ein Gehirnzustand x physiologisch zu einem Gehirnzustand wird, den ein Bewußtsein als 'bewußten Zustand' erlebt, wenn es einen Gehirnzustand y gibt, den x 'unter bestimmten Kontextbedingungen' repräsentiert.


  107. bewußt erleben wenn [CONSC_IF := CONSCIOUS_EXPERIENCE_IF]

  108. CONSC_IF(x,y) iff HUM2(x) & y in C_CONT_x & (E:z,z',k)( z,z' in BRAIN_IS_x & k c BRAIN_IS_x & ISOMORPH(C_CONT_x, {z,z'} u k) & REPRESENTS(z,z',k))

    In the framework of a physiological constructivist one has to translate all statements of the naive realist within the ralm of brain states and brain processes. This entails especially that the before mentioned signification relation has to be reconstructed by purely physiological means. Nimmt man die Position des physiologischen Konstruktivismus ernst, dann müssen sämtliche Redeweisen des naiven Realismus in entsprechende Gehirnzustände, Gehirnprozesse und Gehirnmodelle übersetzbar sein. Denn die Arbeitshypothese des physiologischen Konstruktivismus besagt ja, daß alles, was der naive Realist über die Welt und sich weiß, eine physiologische Entsprechung hat. Entsprechend gilt, daß es zu jenen Gehirnzuständen E'', die sprachliche Ausdrücke repräsentieren, physiologisch realisierte linguistische Bedeutungen M'' geben muß, die sich physiologisch mit aktuellen Gehirnwahrnehmungen S'' so in Beziehung setzen lassen, daß S'' entweder als ein 'Fall von M'' ' 'erkannt' werden kann oder nicht. Die Verbindlichkeit eines Textes von einem wahrnehmbaren Sachverhalt S'' hängt also auch hier von der Verfügbarkeit eines expliziten Zusammenhanges wischen Wahrnehmungen, Ausdrücken und Bedeutungen ab.

    Critical Phenomenalism

    When we speak about the brain then we presuppose at the same time such a brain in doing so. Our consciousness is working under the conditions of the underlying brain.
    Kritischer Phänomenalismus

    Wenn wir, wie zuvor praktiziert, 'über' das Gehirn und dessen Zustände reden, müssen wir uns klar machen, daß wir, während wir so reden, genau solch ein Gehirn voraussetzen! Nach Voraussetzung ist ja unsere 'Bewußtheit' eine Eigenschaft des Gehirns, nämlich des Gehirns, daß wir selbst in jedem Moment benutzen. Unser Bewußtsein findet also statt unter den 'Arbeitsbedingungen unseres Gehirns'.

    The inner view of a certain brain G1 is connected to this individual brain. You cannot disconnet this view from this concrete brain. Therefor is the individual experience a singular case, authentic, cannot be copied. Die Innensicht eines bestimmten Gehirns G1 ist an dieses Gehirn gebunden. Man kann sie nicht von G1 loslösen. Insofern ist individuelles Erleben singulär, authentisch, nicht kopierbar. Gleichzeitig ist aber auch klar, daß wir, wenn wir erleben, nicht aus den Bedingungen der Innensicht 'herausspringen' können. Alles, was wir bewußt erleben können (Wahrnehmungen, Denken, Erinnerungen, Gefühle usw.), findet statt unter den Arbeitsbedingungen der Innensicht unseres Gehirns.


  109. Erleben [EXPERIENCE]


    The realm of subjective experience is structured by distinguishable units with inherent properties. Such a distinguishable qualitative unit we will call here a phenomenon. A phenomenon occurs in the context of others, can change. We can distinguish between now and past, can gradually recognize, can state a gradual similarity and can distinguish between caused by ourself or caused by something else. Die Innensicht des Gehirns, der Bereich der Erlebnisse, bildet keine undurchdringliche, undifferenzierte Masse, sondern zerfällt in unterscheidbare Größen, denen unterschiedlichste Eigenschaften zukommen (Ausdehnung, Farben, Helligkeiten, Tonhöhe, Lautstärke....). Eine solche unterscheidbare eigenschaftsbehaftete Größe soll hier ein Phänomen genannt werden. Ein Phänomen tritt immer im Zusammenhang mit anderen Phänomenen auf, kann Phänomenkomplexe bilden und kann sich ändern. Zum Erleben von Phänomenen gehört auch die Fähigkeit, Phänomenkomplexe graduell wiedererkennen zu können und zwischen jetzt/ gegenwärtig/ aktuell und vorher/ vergangen unterscheiden zu können und ein X als ähnlich mit Y erfassen zu können. Auch eine Unterscheidung zwischen selbstverursachten und fremdverursachten Änderungen ist möglich. Dies sind einige der vielen Eigenschaften, die sich an der Struktur des Erlebens erheben lassen.


  110. Phänomen [PHEN := PHENOMENON]
  111. Phänomenkomplexe [C_O_PHEN := COMPLEX_OF_PHENOMENA]
  112. phänomenal ändern [CHANGE_PHEN]
  113. wiedererkennen [RECOGNIZE]
  114. jetzt [NOW]
  115. vorher [BEFORE]
  116. ähnlich [SIMILAR]
  117. selbstverursacht [SELF_CAUSED]
  118. fremdverursacht [FOREIGN_CAUSED]

  119. PHEN c EXPERIENCE
  120. PHEN c C_CONT
  121. COMPLEX_OF_PHENOMENA(x) iff x = <PHEN, R_C_O_PHEN, A_C_O_PHEN >
  122. CHANGE_PHEN: pow(PHEN) ---> pow(PHEN)
  123. RECOGNIZE: PHEN u {0} ----> [0,1]
  124. SIMILAR: PHEN x PHEN ---> [0,1]
  125. NOW(x) & RECOGNIZE(x) > 0.5 => (E:y)(BEFORE(y) & SIMILAR(y,x) > 0.5)
  126. CHANGE_PHEN(x,y) & ~SELF_CAUSED(y) => FOREIGN_CAUSED(y)


    One can explicitly introduce phenomena which represent (signify) other phenomena, i.e. which function as signs. Innerhalb der Phänomene kann man explizit Phänomene einführen, die für andere Phänomene stehen, d.h. die Zeichen sind für etwas anderes. Mittels Zeichen lassen sich komplexe Zeichensysteme aufbauen, in die syntaktische, semantische und pragmatische Kontexte eingehen können.


  127. Zeichen [SIGN]
  128. syntaktische [SYNTACTIC]
  129. semantische [SEMANTIC]
  130. pragmatische [PRAGMATIC]
  131. Zeichensysteme [SIGNSYSTEM]

  132. SIGN: pow(PHEN) ---> pow(PHEN)


    TheCritical Phenomenalism is distinct from philosophical Phenomenology by at least two points:
    1. Phenomena are not absolut; they can change and depend from the available knowledge.
    2. Speaking about phenomena depends from the used language and this dependency can not be made transparent during speaking itself
    Der kritische Phänomenalismus unterscheidet sich von der breiten Strömung der philosophischen Phänomenologie durch zwei Punkte:
    1. Die Phänomene werden als 'nicht hintergehbar' genommen, gleichzeitig aber als 'nicht absolut'. Sie können sich grundsätzlich ändern, und sie unterliegen speziell unterschiedlichsten Konnotationen in Abhängigkeit vom eigenen 'Wissen' und vom eigenen 'Erinnerungsvermögen'.

    2. Das 'Reden' über die Phänomene induziert einen speziellen Komplex an Abhängigkeiten, der während der Rede nicht selbst thematisiert werden kann. Darin liegt ein weiteres Moment möglicher Relativierungen.



  133. Kritischer Phänomenalismus [CRITICAL_PHENOMENALISM]

    With special techniques one can partially minimize the mentioned principal epistemological dependencies. One can, e.g., declare all phenomena which are not self caused and which show a sufficient stability as a standard against which one can compare other phenomena. This can lead to measurements with different types of scales. Combined with sign systems one can generate factual statements about measurements (data). With additional formal structures one can interpret the data which yields simple theories which are more or less adequate with respect to the data. In all cases where the measurements are focused on finite systems one can construct finite theories which can be mapped in a 1-to-1-fashion onto computer models. Diese primären erkenntnistheoretischen Abhängigkeiten, die einer direkten absoluten Erkenntnis prinzipiell im Wege stehen, lassen sich nur partiell durch spezielle 'Techniken' mindern. So kann man z.B. alle jene Phänomenkomplexe, die fremdverursacht sind und die eine gewisse 'Stabilität' zeigen, als Standards für bestimmte Prototypen einführen, mit denen man dann andere Phänomenkomplexe vergleicht. Sobald man mittels solcher Standards quantifizierbare Vergleiche durchführen kann, lassen sich Messungen ausführen, lassen sich unterschiedliche Skalentypen realisieren, und kann man zusammen mit einem Zeichensystem mittels Faktenaussagen zu Meßprotokollen kommen. Durch die weitere Hinzunahme von formalen Strukturen kann man dann die Faktenaussagen interpretieren. Damit kommt man zu einfachen Theorien, die bezogen auf die verfügbaren Faktenaussagen mehr oder weniger adäquat sind. Überall dort, wo die Faktenaussagen sich auf endliche Systeme beziehen und man nur endliche Theorien benötigt, kann man dann heute diese endliche Theorien eineindeutig in Computermodelle übersetzen.


  134. Standard [STANDARD]
  135. Prototyp [PROTOTYPE]
  136. quantifizierbarer Vergleich [QUANTIFIED_COMPARISON]
  137. Messung [MEASUREMENT]
  138. Skalentyp [TYPE_OF_SCALE]
  139. Faktenaussagen [FACTUAL_STATEMENT]
  140. Meßprotokollen [MEASUREMENT_PROTOCOL]
  141. formalen Strukturen [FORMAL_STRUCTURES]
  142. interpretieren [INTERPRET]
  143. Theorien [THEORY]
  144. adäquat [ADEQUATE]
  145. endliche Systeme [FINITE_SYSTEM]
  146. endliche Theorien [FINITE_THEORY]


    Thus to show that the relation between a computermodel and the target in question is sound we have to establish an isomorphism between the describing theory and the computer model as well as a sound connection between the measurment method, its data and the theory. From the measurement method we have to claim that it (1) measures all the phenomena which we usually would consider as 'essential' and (2) that the measurement is reproducible between the different members of the research community. Die Verbindlichkeit der Beziehung zwischen einem Computermodell des menschlichen Sprachverhaltens und diesem Sprachverhalten würde also vor diesem Hintergrund eine komplexe Beziehung zwischen sehr vielen konstituierenden Momenten bezeichnen. Neben einem Isomorphismus zwischen Computermodell und beschreibender Theorie müßte gezeigt werden, daß diese Theorie im Hinblick auf die verfügbaren Meßwerte in einem zu definierenden Sinne adäquat ist. Dies setzt voraus, daß überhaupt ein Meßverfahren definiert werden kann, das hinreichend 'leistungsfähig' ist. Dies soll hier bedeuten, daß das Meßverfahren (1) alle die Phänomene mißt, die man 'normalerweise' mit dem Phänomenkomplex 'menschliches Sprachverhalten' in Verbindung bringt und daß es (2) in seiner Anwendung im Rahmen einer Forschergruppe 'hinreichend stabil' ist, d.h. daß unterschiedliche Forscher bei 'gleicher' Ausgangslage das 'Gleiche' messen.

    Critical Phenomenalism as Basis

    Critical Phenomenalism has epistemic priority compared with Naive Realism or Physiological Constructivism.The latter both are presupposing Critical Phenomenalism as their common ground. From socalled 'subjectivism', 'idealism' or 'solipsism' the Critical Phenomenalism is different because the stream of the phenomena which is presupposed in Critical Phenomenalism ist mostly 'given' and in most parts 'not self caused'. This property is the root for a network of concepts which alltogether connote what is intended 'reality' in the everyday language.

    Kritischer Phänomenalismus als Basis

    Die vorausgehende Skizze macht deutlich, daß dem kritischen Phänomenalismus eine epistemische Priorität zukommt: Was auch immer ein Mensch Erleben, Fühlen und Denken mag, er wird dies unter den vorgegebenen Bedingungen der Innensicht seines eigenen Gehirns tun müssen, und das bedeutet, im 'Raum' seines eigenen Erlebens; der 'Ausstieg aus dem Bereich des eigenen Erlebens', also 'aus dem eigenen Bewußtsein', ist nur theoretisch, fiktiv möglich, nicht aber real. Die anderen angeführten Sehweisen 'Naiver Realismus' sowie 'Physiologischer Konstruktivismus' werden daher hier als spezielle Sehweisen unter Voraussetzung eines allgemeinen kritischen Phänomenalismus behandelt. Sie basieren auf bestimmten Grundannahmen, die im Rahmen des kritischen Phänomenalismus gemacht werden können und die den 'Schein' einer vom Erleben unabhängigen objektiven Welt erzeugen. Daß die Sicht des kritischen Phänomenalismus nicht mit jenen Karrikaturen zu verwechseln ist, die bisweilen mit Schlagworten wie Subjektivismus, Idealismus oder Solipsismus verbunden werden, liegt darin begründet, daß der im kritischen Phänomenalismus angenommene Strom der Phänomene weitgehend vorgegeben ist und weitgehend nicht selbst verursacht ist. Diese Momente einer unhintergehbaren und nicht nivellierbaren Widerständigkeit bilden die Wurzel und den Ausgangspunkt für ein Netzwerk von Konzepten, das insgesamt dasjenige konnotiert, was in der Alltagssprache diffus mit dem Begriff Realität, Wirklichkeit gemeint ist.


  147. Kritischer Phänomenalismus [CR_PHEN := CRITICAL_PHENOMENALISM]
  148. Subjektivismus [SUBJECTIVISM]
  149. Idealismus [IDEALISM]
  150. Solipsismus [SOLIPSISM]
  151. Widerständigkeit [WIDERSTÄNDIG]
  152. Realität [O_REAL := OBJECTIVE_REALITY],
  153. Wirklichkeit [A_REAL := ALLEMBRACING_REALITY]

  154. CR_PHEN(x) iff ~SUBJECTIVISM(x) & ~IDEALISM(x) & ~SOLIPSISM(x)

    Taking the Critical Phenomenalism as primary epistemological framework we will now construct all the special views which are necessary to set up a theory and a related computer model. Unter Voraussetzung des kritischen Phänomenalismus als primärem Erkenntnisrahmen werden jetzt die speziellen Sehweisen aufgebaut, die sowohl für die Konstruktion einer Theorie des menschlichen Sprachverhaltens wie auch für ein entsprechendes Computermodell notwendig sind. Gleichzeitig sollte dieser Aufbau so beschaffen sein, daß der verbindliche Charakter dieser Konstruktion im Rahmen der explizierten Voraussetzungen nachvollziehbar ist.

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