Knowbotic Interface Project
Agenten: Menschliche Wahrnehmung - Einleitung
This
is a working paper which will probably be rewritten several times in the next months
AUTHOREN: Gerd Döben-Henisch
FIRST DATE: May-1, 1996
DATE of LAST CHANGE: May-22, 1996
- Die Begriffe Reiz bzw. Stimulus S setzen einen Beobachter voraus, der das Verhalten eines fremden Systems hinsichtlich seiner Fähigkeit, Umweltereignisse zu registrieren, beschreibt. In solch einer verhaltenstheoretischen Perspektive wird im allgemeinen angenommen, daß es eine sogenannte Sensorik ist, die den Agenten in die Lage versetzt, auf spezifische Umweltereignisse durch Veränderung von internen Zuständen zu reagieren. Ein Teil dieser internen Zustandsänderungen konstituieren als Wahrnehmungsempfindungen -hier auch Phänomene genannt- einen Teil der Bewußtseinszustände des Agenten.
- In der verhaltenstheoretischen Sicht werden die verschiedenen Reizklassen über die Reaktionen R eines Versuchsorganismus bestimmt. Im Falle menschlicher Versuchsorganismen können die Reaktionen sowohl nichtsprachliche wie auch sprachliche Handlungen sein. Die Reaktionen müssen dabei keineswegs in einem sachlich-determinierten Zusammenhang zum Reiz stehen; dieser kann vielmehr auch rein konventioneller Natur sein. Dies liegt immer dann vor, wenn die Versuchsperson in einer Versuchsanleitung aufgefordert wird, die Handlung X auszuführen, wenn ein Reiz der Art Y erkannt wird. Ist die Handlung X eine sprachliche Handlung, dann beinhaltet X typischerweise Benennungsleistungen, die erlebnisseitig einzelne Objekte, Beziehungen, Ereignisse oder Komplexe davon verbalisieren sollen. Konventionelle Reaktionen setzen von daher mindestens die folgenden Elemente voraus:
- Identifikation des gewünschten Stimulus,
- Zuordnung des Identifizierten zu einer geforderten Reaktion,
- Ausführung der geforderten Reaktion.
- Für die Zwecke von KIP II sind vorwiegend jene S-R-Zuschreibungen interessant, in denen die Reaktionen R Verbalisierungen von phänomenalen Wahrnehmungsempfindungen S_p darstellen. Solche S-R-Zuschreibungen werden hier auch S-(S_p)-Zuschreibungen genannt. An einem Fremdobjekt gewonnene S-(S_p)-Zuschreibungen können um S-S_p-Beschreibung ergänzt werden, die aus reiner Selbstbeobachtung resultieren. In diesem Fall korreliert ein Beobachter seine Wahrnehmungsphänomene S_p mit empirischen Beschreibungen S dieser Phänomene. Der Unterschied zum Fall der Fremdbeobachtung liegt einzig darin, daß der Beobachter im Falle der Selbstbeobachtung bei der verbalen Kodierung die volle Kontrolle über die Referenzbeziehungen besitzt.
- Für die Zwecke des situationsbezogenen Sprachlernens und Sprechens ist es ausreichend, sich bei einer Beschreibung der Interaktion Welt-Agent darauf zu beschränken, eine Menge beschreibbarer Weltereignisse in die entsprechenden phänomenalen Strukturen eines Agenten abzubilden: perc: WELT ---> PHEN.
- Es besteht natürlich die Möglichkeit, S-R-Beschreibungen (einschließlich des Falles R = S_p) um physiologische und neurologische Beschreibungen relativ zu Verhaltens- und Erlebnisdaten zu erweitern. Die Beschreibung der Stimuli wie auch der phänomenalen Wahrnehmunsdaten würde sich dadurch prinzipiell nicht verändern. Die S-R-Muster würden nur um ein weiteres Element O zu S-O-R erweitert. Im Idealfall bilden die Gesamtheit dieser O-Elemente die Basis für ein umfassendes physiologisches Modell f_o, das die Generierung von S_p bei S erklären würde, also f_o: S --> S_p.
- Für die Zwecke der Simulation des situationsbezogenen Sprachlernens und Sprechens ist die physiologische Komponente nicht erforderlich, solange man eine leistungsfähige Platzhalterfunktion f_x angeben kann, die bzgl. Definitions- und Wertebereich mit f_o identisch ist. Für die Zwecke von KIP II ist es ausreichend, eine Platzhalterfunktion f_x zu konstruieren, die um Dimensionen einfacher ist als eine physiologische Funktion f_o.
- Für die nachfolgenden Überlegungen wird das Schwergewicht auf die phänomenologischen und verhaltenstheoretischen Aspekte gelegt, auf die (neuro-)physiologischen Aspekte wird jedoch hingewiesen. Der Grund für dieses Vorgehen liegt darin, daß
- keine hinreichend ausgearbeiteten physiologischen Modelle verfügbar sind,
- eine ausführliche Modellierung der zugrundeliegenden physiologischen Strukturen und Prozesse den Rahmen von KIP II bei weitem sprengen würde,
- eine physiologische Modellierung für die Zwecke von KIP II nicht zwingend notwendig ist.
Comments are welcome to doeb@inm.de
Daimlerstrasse 32, 60314 Frankfurt am Main, Deutschland. Tel +49- (0)69-941963-0,
Tel-Gerd: +49(0)69-941963-10