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Einleitung

Wer die Installation `The BLINDs WORLD I' (=BW1) betritt, dessen Blick wird zuallererst auf die bunten lustigen Pictogramme fallen, die die virtuelle Welt von BW1 repräsentieren. Die Assoziation zu einem Computerspiel drängt sich unweigerlich auf. Doch wäre der weitere Schluß, daß es sich bei BW1 auch `nur' um ein Spiel handelt, ein Fehl-Schluß.

BW1 versteht sich in erster Linie als ein philosophisches Experiment. BW1 soll entscheidend mit dazu beitragen, zentrale Fragen der modernen Philosophie zu beantworten, z.B.:

Die Auffassung von BW1 als einem `philosophischem Experiment' steht in einiger Spannung zu einer Auffassung von Philosophie, die philosophische Erkenntnis ansieht als `in sich stehend', `nur auf sich beruhend', als `autark', `keiner zusätzlichen Hilfsmittel bedürfend', mit dem Ziel, das `Wesen der Dinge' zu erfassen, `ewige Wahrheiten' bzw. `allgemeingültige Prinzipien allen Erkennens' aufzudecken.

Dazu kommt, daß das Experiment als solches von Philosophen in der Regel dem empirischen Erkenntnisparadigma zugeschlagen wird, war es in der Vergangenheit doch gerade die `Kanonisierung des Experimentes' als Gültigkeitskriterium wissenschaftlicher Aussagen, die zur Abspaltung der modernen Naturwissenschaften von der klassischen Philosphie geführt haben. Für viele Philosophen - und wohl für die Mehrheit der Naturwissenschaftler - gilt diese `Spaltung' bis heute als unüberbrückbar.

BW1 hält noch eine weitere Provokation bereit: die Rede vom Bewußtsein. In den modernen experimentellen Wissenschaften ist kein Platz für den Begriff eines `sich selbst gewissen Bewußtseins', nicht einmal im Rahmen der Psychologie. Selbst in der modernen Philosophie ist dieser Begriff in bestimmten Richtungen - wie z.B. in der analytischen Philosophie - stark diskreditiert.

Um also die philosphische und wissenschaftliche Bedeutung von BW1 verstehen zu können, bedarf es einiger Erläuterungen, die über eine bloße Deskription des Programms von BW 1 hinausgehen. Die Geschichte von BW1 beginnt mit Alan Matthew TURING.


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© 1995 Gerd Döben-Henisch, INM Frankfurt