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Die Umsetzung des Konzeptes einer computergestützten Philosophie setzt voraus, daß man simultan sowohl eine formale Theorie des Selbstbewußtseins entwickelt wie auch ein zu dieser Theorie passendes Simulationsmodell.
BW1 soll der ersten Prototyp eines solchen theoriegeleiteten Simulationsmodells des Selbstbewußtseins sein, das im Rahmen eines Knowbotic Interface [KInt] realisiert wird.
Im Frühjahr 1994 zum ersten Mal formuliert (DÖBEN-HENISCH 1994a) und in einem Forschungsseminar 1994 zusammen mit Prof.HOCHE in Bochum theoretisch weiter ausgearbeitet (sieh DÖBEN-HENISCH 1994b), greift die Idee des KInt neben der Bewußtseinsproblematik einen Gedanken TURINGs wieder auf, der seine Vision von einer lernenden Maschine in die Gestalt einer Kind-Maschine gekleidet hatte: die Kind-Maschine - die natürlich eine UTM ist - sollte so beschaffen sein, daß sie wie ein Kind einem Erziehungs- und Lernprozeß unterworfen werden könnte (TURING 1950:1987 pp.177f).
Mit dem KInt wird ein Softwarebaukasten zur Verfügung gestellt, der es erlaubt, genau solche UTM-Kind-Maschinen zu definieren wie sie TURING vorschwebten, dazu beliebige UTM-Welten, in die auch `normale Menschen' `eintreten' können, letztere allerdings unter dem Gewande von UTM-Kind-Maschinen. Diese UTM-Kind-Maschinen nennt der Verfasser Knowbots (to know + robot = knowbot) und die UTM-Kind-Maschinen, die Menschen `verkleiden', nennt er Pseudo-Knowbots (Die Anregung zum Begriff Knowbot bekam der Verfasser aus intensiven Gesprächen mit Christian Hübler von der Gruppe knowbotic research. Die Gruppe kr+cf verwendet auch die Bezeichnung knowbots, allerdings in einem anderen Sinne. Ferner wird der Begriff `knowbot' im Internet gelegentlich für intelligente Agenten benutzt, die im Netz verschiedenste Informationen sammeln. Diese `gewöhnlichen' Knowbots haben mit den Knowbots vom KInt nur den Namen gemein.).
Das KInt bietet somit die Möglichkeit, Knowbots von Menschen trainieren und unterrichten zu lassen, ohne daß die Knowbots die Pseudo-Knowbots notwendigerweise als etwas von ihnen Verschiedenes erkennen müssen. Damit erschließt das KInt eine neue Variante des TURINGschen Imitationstests.
Gegenüber TURING wird in KInt entscheidendes Gewicht darauf gelegt, daß sowohl die innere Struktur der Knowbots, d.h. ihr Bewußtsein, wie auch die Struktur der KInt-Welt mit der uns Menschen bekannten Welt soweit übereinstimmt, daß im Prinzip alle bedeutungsrelevanten Sachverhalte simuliert werden können, die im Kontext der dem Menschen bekannten natürlichen Sprachen auftreten können.
Aufgrund der Flexibilität des KInt kann man natürlich auch andere Welt- und Bewußtseinsstrukturen als die aus der menschlichen Welt bekannten simulieren. Prinzipiell könnte man im Rahmen des KInt daher auch Themen behandeln, die sonst nur im Rahmen von Science-fiction Romanen vorkommen: künstliche Bewußtseinsstrukturen, die sich von den menschlichen substantiell unterscheiden, die ihre eigene Sprache sprechen, die eventuell unsere menschliche Sprachen verstehen, wir aber nicht ihre. Im Rahmen des KInt kann man diese Experimente direkt ausführen.
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© 1995 Gerd Döben-Henisch, INM Frankfurt